Haggai 2

Text: Haggai 1,12-2,1 Was dieser Zuspruch gefruchtet, und wie der Prophet dieser ersten Willigkeit durch weitere tröstliche Verheißung GOttes auf- und fortgeholfen habe. Mit Furcht vor dem HErrn und Seinem Wort fängt der Gehorsam an; die Freundlichkeit GOttes aber lenkt es damit bald zu einem noch freudigeren Ausstrecken der Hände, durch den köstlichen Trost: ich bin mit euch, wodurch einem Vergebung über alles Vergangene, und Beistand auf alles Zukünftige versichert wird, welches dem Geist eine Erweckung und Belebung ist. Haggai 2 Einleitung GOtt legt darin durch den Propheten noch weitere Geduld- und Trostworte ans Herz des Volks und ihrer Vorsteher in den beiden obern Ständen, um dadurch den Tempelbau zu fördern, und alle verkleinernde Gedanken, die sie darin hätten müde machen können, wegzuräumen. Text: Haggai 2,2-10 Auf den gegen dem ersten Wort bewiesenen Gehorsam läßt sie GOtt nicht ohne weiteren Trost und Zuspruch, sondern versichert sie im Gegenwärtigen alles Beistandes, und auf das Zukünftige‘ vieler über ihre Vermutung gehender Offenbarungen Seiner Herrlichkeit. Auch darin sind der Menschen Gedanken so eitel, daß sie dem lieben GOtt Sein Werk Schon beurteilen und tadeln, ehe es noch halb ausgemacht ist. Es soll oft das Ansehen haben, als ob man es ernstlicher und schwerer nähme, als Andere, die eben mit Wenigerem aus Unwissenheit zufrieden Seien. Aber am Vertrauen durch Christum zu GOtt ist mehr gelegen, als an unserm Schwernehmen, darum geht der göttliche. Zuspruch allermeist darauf: Sei getrost, sei getrost. Das schwernehmen laust auf faules Entziehen hinaus; bei dem Trostwort: seid getrost , findet auch das Geduldwort: arbeitet , eher Eingang; und solch einfältiges Auge im Vertrauen auf den HErrn, und solch arbeitsame Hand im Werk des HErrn, soll man nie trennen. Beim Schwernehmen hängt man sich oft mehr ans äußere Ansehen, wie die damaligen Leute die Herrlichkeit eines Tempels gegen dem Andern nach dem Silber und Gold und dessen Vorrat geschätzt haben; aber beim Vertrauen auf GOtt lernt man, was vor Ihm herrlich geachtet wird. Christus und die durch Ihn zu stiftende ansehnliche Verbesserung und Hilfe heißt hier aller Heiden Trost, weil gewiß auch unter den Heiden manches Seufzen nach näherer Offenbarung GOttes, nach mehr Kraft und Sieg über die Sünde, sich geregt hat, wie der Mann aus Macedonien im Gesicht zu Paulo sprach; Komm herab zu uns und hilf uns. Heut zu Tage geht es nun freilich wieder sehr zerfallen Selbst in der Christenheit aus, und man nimmt an diesem zerfallenen Zustand der Kirche mancherlei Anstöße, und behandelt Taufe, Abendmahl, Absolution, sonstige predigt des Worts nimmer mit Solcher Achtung,. wie es billig wäre, wenn man sich nicht durch so vielerlei Skrupel daran geschwächt hätte. Aber man muß lernen, alle diese Anstöße auf den HErrn werfen, und merken, daß GOtt auch auf unsre Zeiten noch mehr Verheißungen gelegt hat, als wir wert sind, und daß der Geist JEsu, so allmählich als er jetzt wirkt, sich doch noch nicht aus unserer Kirche zurückgezogen hat, sondern auf diesem Kampfplatz der Sünde und der Gnade, auf diesem Läuterungsort der Auserwählten, Sein Werk treibt. O wenn wir ohne Zorn und Zweifel im Gebet anhalten, so hält uns GOtt bei unserm Elend höher, als wenn wir in den herrlichsten Zeiten lebten, Text: Haggai 2,11-20 Wieder zu einer andern Zeit bekommt der Prophet eine göttliche Offenbarung, die abermal darauf eingerichtet ist, das‘ Werk beim Tempelbau zu fördern, die Hochachtung der Religion samt dem Vertrauen auf GOtt zu unterhalten, und dem Verzagen in kümmerlichen Zeiten zu wehren. Hierunter wurde dem Volk vorgestellt, daß leichter etwas verunreinigt, als etwas geheiligt sei. Die Opferhandlungen mögen an sich noch so heilig sein, so konnten sie doch der Juden ungläubiges und an ihrem GOtt und Seinem Bund verzagtes Wesen nicht heiligen, vielmehr verunreinigte die Falschheit ihrer Herzen all ihre Opfer und übrigen Werke, daß sie das Wohlgefallen GOttes damit nicht erreichten, das sonst um GOttes Befehl willen darauf ruhte. Unter dieser Vorstellung wurde es Ihnen noch einmal in ihrem Gewissen geahndet, daß Sie bisher so auf ihre Häuser zueilten, und um ihr Aufnehmen bekümmert waren, ehe sie Hand an den Tempelbau legen wollten; ihnen aber auch aus ihrer eigenen Erfahrung gezeigt, wie sie als Liebhaber ihres eigenen Lebens zu Schanden gemacht worden, und just das verloren haben, was sie zu erhalten bemüht waren. Text: Haggai 2,21-23 Zum Beschluß wird aus einer für das ganze Reich GOttes wichtigen Verheißung ein besonderer Trost für den Serubabel hergeleitet, und ihm ans Herz gelegt. Das Wort GOttes ist Sehr besorgt, daß unter den vielen Veränderungen im Weltreich den Menschen das Reich GOttes nicht aus dem Angedenken komme; vielmehr unter den oft schrecklichen Umständen, die im Krieg und andern Revolutionen auf dem Erdboden vorkommen, die Hoffnung des Reichs GOttes der größte Trost bleibe. Besonders haben fromme Staatsmänner, Räte oder gar Regenten auch ihre besonderen Anfechtungen, nach dem eigenen Augenmaß, mit welchem sie die Veränderungen in der Welt ansehen, oder nach dem Anteil, den sie oft selber daran nehmen müssen. Deswegen nimmt sich auch der HErr ihrer gern besonders an, öffnet ihnen die Augen, wie sie den Lauf der Welt anzusehen, und was sie Kraft ihrer Erwählung Vorzügliches dabei zu genießen haben. Uns Allen aber hält Paulus im Grund die nämlichen Verheißungen vor, wenn er Heb 12:28 schreibt: wir empfahen ein unbewegliches Reich, und sind damit über alle Revolutionen und Veränderungen auf dem Erdboden, samt aller daher kommenden vergeblichen Furcht und Hoffnung hinübergehoben; und haben Gnade, durch welche wir sollen GOtt dienen: das Reich GOttes besteht bei uns nicht in Worten, sondern in der Kraft, die Gnade ist reel, und die Gelegenheiten, dem Willen GOttes zu dienen, sind reell, Gnade und Treue machen die festesten Bande eines Reichs aus; Ihm zu gefallen : es ist bei uns nicht vergebliche verlorne Mühe, nicht vergessene noch von Andern verdrungene Verdienste, sondern es kommt Alles vor GOtt, dem wir zu einem königlichen Priestertum dargestellt sind; es erreicht Alles durch Christum das göttliche Wohlgefallen und gedeiht vor GOtt zum süßen Geruch; mit Zucht und Furcht , nicht daß wir uns ungebührlich mit GOtt dem Richter über Alles familiarisieren, nicht daß wir uns selbst viel zutrauen, sondern vielmehr die Macht der Versuchung in dieser letzten betrübten Zeit wohl zu Herzen nehmen, aber uns dabei an GOttes Vorsatz und Gnadenwahl, wie Serubabel, ich habe dich erwählet, mit völligem Glauben halten. Wie unansehnlich ist Serubabel gegen einen König Darius gewesen, aber nicht Darius, sondern Serubabel ist ein Petschaft-Ring an der Hand GOttes gewesen. Alles fällt; was GOttes. Auswahl uns beigelegt, was Christus uns gegeben, bleibt allein stehen, ist auch allein der Liebe wert.
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